Wenn in der Kunst von der Radierung die Rede ist, fallen schnell große Namen: Zusammen mit ihrem Vorläufer Kupferstich hat die Radierung die Kunst eines Rembrandt, Picasso und Chagall mit geschrieben, vor allem aber die Verbreitung von deren Kunst erheblich befördert. Heute bedienen sich Künstler wie Armin Mueller-Stahl oder Andreas Noßmann noch immer gern dieser bewährten Technik. Was macht die Faszination der traditionsreichen Tiefrdruckktechnik bis in die heutige Zeit aus?
Die Technik der Radierung – seit dem Mittelalter en vogue
Die Radierung ist neben dem Kupferstich und dem Mezzotinto eines der maßgeblichen Tierfdruckverfahren, die seit dem Mittelalter nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt haben. Während die ebenfalls bekannten Holzstiche eher religiöse Motive aufgegriffen haben, wandte man sich mit den technisch noch anspruchsvolleren Radierungen bevorzugt weltlichen Motiven zu. Gerne wird die Technik der Radierung aufgegriffen, wenn es zum Beispiel um die zeitgenössische Darstellung von Ereignissen und Personen geht. Man denke hier beispielsweise an einprägsame Darstellungen zum Ersten Weltkrieg von Otto Dix. Radierungen bestechen – besonders in schwarz-weiß – mit einer überragenden Expressivität, die immer den ganz persönlichen „Strich“ des jeweiligen Künstlers erkennen lässt. Der Wirkung einer Radierung man sich kaum entziehen.
Eine anspruchsvolle und raffinierte Technik
Die Popularität von Radierungen mutet auf den ersten Blick erstaunlich an, handelt es sich doch um ein relativ zeitaufwändiges Verfahren, das dem Künstler einiges abverlangt. Nicht nur, dass er bei seinem Entwurf seitenverkehrt denken muss, weil erst der Druck das Bild mit der richtigen Seite auf das Papier bringt. Er muss außerdem die Intensität der Linienführungen sowohl bei der Kalt- als auch bei der Ätzradierung über die Tiefe seines Ritzens und Sticheln variieren. Es lassen sich Strukturen von Materialien und Stoffen mit in die Radierung einarbeiten, ganz nach individuellen Vorstellungen des Künstlers, deren Wirkung er ebenfalls gedanklich vorwegnehmen muss. Alle diese Elemente erfordern nicht nur künstlerisches Talent, sondern auch ein profundes handwerkliches Verständnis von den Möglichkeiten des Tiefdruckverfahrens.
Speziell bei der Ätzradierung kommen einige Chemikalien zum Einsatz, die im Umgang nicht eben unkompliziert sind. Viele Künstler nehmen diese Herausforderungen bei der Umsetzung ihrer Radierungen an. Bereitwillig und immer wieder begeistert vom Ergebnis.
Radierungen – höchste künstlerische Authentizität
Das Geheimnis der Radierung liegt wohl in ihren schier unbegrenzten Möglichkeiten, über ein zwischengeschaltetes Medium ein Höchstmaß an individueller künstlerischer Ausdruckskraft zu erreichen, die unverwechselbar persönlich ist. Wenn Armin Mueller-Stahl einmal sagte, dass „er sich Flügel an die gefesselte Seele gezeichnet habe“, dann darf darf man in Gedanken zufügen: Manchmal hat er sich diese Flügel auch radiert.
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