Der Künstler Armin Mueller-Stahl ist häufig Thema unserer Blogbeiträge. Heute betrachten wir gemeinsam mit unseren Lesern eines der wundervollen Gemälde von Mueller-Stahl. Wir stellen dabei die in dem Bild verewigte Schauspielerin Ursula Meißner in den Fokus. Mueller-Stahl liebt das Theater und schaut selbst auf eine erfolgreiche Theater- und Schauspielerkarriere zurück. Er wählt in seinen Bildern häufig Schauspieler, Film- oder Theaterszenen die ihn faszinieren als Motive. Dieses Werk greift ebenfalls die Thematik auf, ist dabei aber besonders subtil gestaltet.
Das ist Ursula Meißner…
…in einer ihrer großen Rollen – scheint uns dieses Werk zuzurufen. In der Tat hat diese deutsche Vollblut-Schauspielerin, Jahrgang 1923, besonders in ihrer Zeit an der Volksbühne in vielen Shakespeare-Stücken wie in „Der widerspenstigen Zähmung“ überzeugt.
Ein Blick auf die Biografie von Ursula Meißner zeigt, dass sie eine Theaterschauspielerin mit Leib und Seele ist. Sie begann ihre Bühnenkarriere 1942 in einer klassischen Rolle. In George Bernhard Shaws Pygmalion gab sie die Clara. Sie gehörte bis 1944 zum Ensemble der preußischen Staatstheater, die von Gustav Gründgens geleitet wurden. Hier machte sie sich dabei nie mit dem nationalsozialistischen Regime gemein. Vielmehr half sie, jüdische Künstlerkollegen wie den Musiker Konrad Latte vor der Gestapo zu verbergen.
Ab 1946 setzte Meißner ihre Theaterkarriere unter anderem im Theater am Schiffbauerdamm fort. Hier werden sich die Leben von Armin Mueller-Stahl und Ursula Meißner erstmalig gekreuzt haben, denn Mueller-Stahl begann seine Schauspielkarriere 1952 ebenfalls in diesem Theater. Beide Schauspieler setzen ihre künstlerische Karriere ab 1954 an der Volksbühne fort. Mueller Stahl und Meißner blieben hier beide rund 20 Jahre einander künstlerisch verbunden, bis Armin Mueller Stahl Anfang der 1970er Jahre seine Filmkarriere begann.
Einmal in ihrem Leben übernahm Ursula Meißner eine Filmrolle in dem Film „Das Beil von Wandsbek“. Das war unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Meißner blieb in den Folgejahren dem Theater treu.
Das Gemälde „Der widerspenstigen Zähmung“
Mueller-Stahl zeigt eine Frau mit hingebungsvoll geschlossenen Augen. Das Werk ist überwiegend in Ockergelb und Goldtönen gehalten. Teilweise heben sich die skizzierte Silhouette und die schwarzen Haare der Protagonistin von den Goldtönen ab.
Ursula Meißner hat auf diesem Original eine fast überirdische, lichtvolle Ausstrahlung. Die geschlossenen Augen deuten an, mit welcher Leidenschaft und Hingabe sie die Rolle spielt. Fast möchte man annehmen, die Schauspielerin i s t in diesem Moment die Protagonistin des Stücks und spielt sie nicht nur. Die Strahlkraft erhält das Bild auch durch seine Größe. Als Malerei auf Leinwand hat das Werk das Format 150 cm x 120 cm.
Auf einer weiteren Ebene wird der Bezug zu dem Theaterstück „Der Widerspenstigen Zähmung“ von William Shakespeare deutlich. Die widerspenstige Katharina in diesem Stück ist eine starke Frau, die sich im Laufe der Komödie dennoch einem Manne und seinen Ansichten beugt. Eine Schlüsselszene ist dabei die Auseinandersetzung zwischen Katharina und Petruchio zu der Frage, ob in einem Augenblick der Mond oder die Sonne scheine.
Katharina ist sich sicher, dass die Sonne scheint, während Petruchio behauptet, es sei der Mond. Am Ende gibt Katharina nach und erkennt die Auffassung von Petruchio an. Interpretiert man jetzt die goldgelben Töne auf dem Bild als Sonnenschein, so wird von Armin Mueller-Stahl exakt der Moment eingefangen, in dem sich Katharina mit ihrer ganzen Seele Petruchio unterwirft. Vor diesem Hintergrund handelt es sich bei diesem Bild um eines der Meisterwerke Mueller-Stahls. Er versteht sich wie kaum ein anderer Künstler darauf, Beziehungen und Bezüge auf einer geistigen Ebene bildnerisch darzustellen.
Kunsthandel Koenen ART NETWORK, Karolingerstr. 32, 46395 Bocholt
