Den Begriff Marke verbinden wir mit Produkten und Wirtschaftsunternehmen. Hier dient die Marke dazu, sich von anderen Produkten und Herstellern abzuheben. Kann auch ein Künstler eine Marke sein? Welche Funktion hat die Marke zum Beispiel bei Udo Lindenberg? Wir haben uns mit dieser Frage beschäftigt und einiges entdeckt.
Von Socken, Zigarren und anderen Markenzeichen
Als Musiker hat Udo Lindenberg seinen eigenen Stil schon früh gefunden. Deutsche Rockmusik, seine lässig-verschlafene Stimme und seine Art, die Welt in Texte zu fassen, zeichnen ihn aus. Daneben auch äußere Attribute wie Schlapphut, Zigarre, Sonnenbrille und ein betont entspanntes Auftreten. Auch die Tatsache, dass Lindenberg seit Dekaden in einem Hamburger Hotel wohnt, ist ein Markenzeichen.
In seinen Bildern spielt Udo meistens selbst die Hauptrolle. Sofort erkennbar – wie sollte es auch anders sein – an Hut, Sonnenbrille, Zigarre und nicht selten knallgrünen Socken. Auch wenn er seinen Avatar nur skizziert, kommt der Betrachter ohne weiteres zu dem Schluss, dass es sich hier um ein Abbild seiner selbst handelt. Selbst wenn die Markenzeichen wie im Fall der Socken teilweise überzeichnet sind, so ist der Maler Udo Lindenberg längst zu einer Marke geworden. Auf Udos Kunstwerken ist sein skizziertes Abbild inzwischen ein fester nicht mehr wegzudenkender Bestandteil, genau wie seine frechen, poppigen Farben. Das war nicht immer so. Als Udo mit dem zeichnen von kleinen Kunstwerken begann, waren meistens andere Figuren die Protagonisten seiner Kunst.
Welche Funktion hat diese Markenbildung für einen Künstler wie Udo Lindenberg?
Bei Unternehmen und Produkten schaffen Marken einen Wiedererkennungswert und eine Unterscheidbarkeit. Von vielen Menschen hört man dann, dass sie sich mit einer bestimmten Marke für das Original entscheiden. Oft handelt es sich dann um das erste Produkt aus einer Reihe von Produkten, die auf den Markt gekommen sind. Auch Künstler schaffen sich mit Markenzeichen Unverwechselbarkeit und Authentizität. Udo Lindenberg ist dabei nicht ungeschickt vorgegangen. Schon auf den ersten Blick wird bei einem Bild von ihm klar, wer es geschaffen hat. Es ist nicht notwendig, erst auf die Signatur des Bildes zu schauen oder anhand einer Stilanalyse zu vermuten, wer der Urheber dieses Werkes sein könnte.
Wenn man so will, markiert Udo Lindenberg sein künstlerisches Revier. Betont und plakativ bevölkern seine Markenzeichen seine Bilder. Neben dem pittoresken künstlerischen Avatar sind es weitere Accessoires wie Gitarren, Likörchen oder sein geliebter Sportwagen. Lindenberg schafft in seinen Bildwerken ein ganzes eigenes Udo-Universum mit Lieblings-Urlaubsorten an der Nordsee oder auf Mallorca, Kreuzfahrtschiffen, Kometen, rothaarigen Schönheiten und immer wieder Udo selbst.
Wer sich einen echten Udo Lindenberg an seine Wand hängt, muss kaum jemanden darauf hinweisen, von wem dieses Bild stammt. Hier übernimmt die Marke Udo Lindenberg die Funktion, ohne Umschweife mit dem Betrachter zu kommunizieren.
Dieses leicht ironische Spiel mit Markenzeichen macht die eigene Marke noch bekannter und kann den Wert dieser Kunst steigern. Die Wertsteigerung betrifft dabei nicht nur den ideellen Wert, sondern auch den monetären. Was wieder erkennbar ist, steht ab einem bestimmten Zeitpunkt für eine bestimmte Qualität. Wer bei einem anderen einen fröhlichen Udo-Avatar an der Wand sieht, wünscht sich schnell einen für die eigenen vier Wände.
Etwas weiter gedacht, bedient sich Udo Lindenberg mit seinen Markenzeichen Funktionen, die moderne Kunst seit Längerem auszeichnen. Die gesamte Pop-Art spielt mit Marken, Markenzeichen und deren Verfremdungen. Die Besonderheit bei Lindenberg ist dabei, dass er die Verfremdung und Thematisierung augenzwinkernd mit seiner eigenen Marke betreibt. Ein hintersinniger Schabernack, der Udos Kunstwerke einzigartig macht.
Themen können dabei immer neu arrangiert und miteinander vermischt werden, ohne die Kernaussage zu berühren: Hier hat uns Udo Lindenberg etwas zu sagen. Doppelbödig wird das Spiel mit der eigenen Marke dann, wenn ein weiterer Künstler wie Otto Waalkes die Marke Udo in seinen Bildern verfremdet und mit seiner eigenen Marke verbindet. Dieses Thema könnte uns in einem anderen Blogbeitrag beschäftigen.
Vielleicht haben Sie es spannend gefunden, Kunst einmal unter ganz anderen Aspekten zu betrachten und zu analysieren. Auch wenn viele Bildwerke gerade von Udo Lindenberg eher spontan wirken, verbergen sich dahinter manche Mechanismen, die uns nicht immer bewusst sein. Es lohnt sich, bei Bildern etwas genauer hinzuschauen und das gesamte faszinierende Spektrum von bildender Kunst zu verstehen.
Haben Sie jetzt Lust auf Werke von Udo Lindenberg bekommen? Schauen Sie einmal bei uns vorbei im Kunsthandel Koenen ART NETWORK Online Shop. Wie wäre es mit „Reeperbahn-Geile Meile“ oder „Du bist mein Komet, der zweimal einschlägt?“ Die Marke Udo Lindenberg macht sich auch an Ihren Wänden gut.
Kunsthandel Koenen ART NETWORK, Karolingerstr. 32, 46395 Bocholt
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