Wer unsere Blogs regelmäßig liest, kennt den 11. März des Jahres bereits: um diese Zeit herum ehren wir den Künstler Janosch. Sein Geburtstag im Frühling ist der Anlass, dem Schöpfer des Tigerenten-Universums einige Zeilen zu widmen.
Dieser lieb gewonnenen Gewohnheit möchten wir auch dieses Jahr mit einigen Worten etwas hinzufügen. Den meisten Menschen ist Janosch alias Horst Eckert primär als Kinderbuchautor und Illustrator ein Begriff. Die fröhliche, bunte Welt von Tigerente und Co. mit ihrem ganz eigenen Charme begeistert immer noch aufs Neue viele Erwachsene und Kinder. Bereits in einem vorangegangenen Beitrag haben wir aber auch aufgezeigt, dass sich hinter der liebenswerten und humorvollen Art des Künstlers ein ebenso ernster, philosophischer Kern verbirgt.
Humor – der Ernst der Seele?
Das Komische, Bunte und Humorvolle ist häufig der Weg einer ernsten und tiefgängigen Seele, das eigene Innere künstlerisch zu transzendieren. Schließlich zeigt uns das Leben häufig seine seltsame Art von Humor. Künstlern wie Janosch ist es zu verdanken, wenn wir den Unwägbarkeiten des täglichen Lebens und unserer gesamten Existenz mit einem Augenzwinkern begegnen können.
Hier setzen wir negativen Einflüssen im zwischenmenschlichen Bereich immer wieder positives in Form von Liebe und Lachen entgegen. Janosch hat die Tigerente und ihre Freunde nicht zuletzt auch für Erwachsene geschaffen. Sie spiegeln den naiven und unschuldigen Blick der Kinder auf die Welt. Ihr Blick ist noch nicht von Negativität und Überdruss geprägt, wie es vielen Erwachsenen später leider eigen ist.
Wie wir heute wissen, kämpfte der Mensch Janosch im Inneren einen eigenen Kampf der Auseinandersetzung mit philosophischen und religiösen Ideen. Er hat seinen Weg gefunden, die Brüche in der eigenen Existenz künstlerisch mit meisterhafter Leichtigkeit aufzulösen. Mit 92 Jahren erreicht er einen Altersbereich, den wir mit Weisheit in Verbindung bringen. Janosch hat uns gezeigt, dass Altersweisheit keine Frage des Alters ist.
Der unsentimentale Blick zurück
Als er 2019 seinen letzten Beitrag in der Zeit veröffentlichte, um sich aus dem öffentlichen künstlerischen Feld zu verabschieden, hatte Janosch bereits ein ganzes Universum tiefsinniger und weiser Figuren geschaffen.
In seinem bildnerischen Werk stehen Heiterkeit und Tiefsinn in einem produktiven Wettbewerb. Die Welt wird mit leiser Ironie betrachtet, ohne sentimental zu werden. Wenn wir von Zeit sprechen, möchten wir hier einmal auf das Original „Ja, die Zeit“ von ihm verweisen, mit dem er in typischer Janosch-Manier das Thema noch einmal künstlerisch aufgreift. Wir möchten fast ergänzen, lieber Janosch, wie die Zeit vergeht und auch die Zeit bei der ZEIT jetzt wieder einige Jahre her ist. Fröhliche Wort Spielereien in einer Welt, der es guttäte, wenn wieder mehr Menschen sie mit Kinderaugen betrachten würden.
Der Künstler hat schon vor vielen Jahren seinen ständigen Wohnsitz auf der Insel Teneriffa begründet. Dort hat sich der Herr der Tigerenten mit seiner Frau in die Berge zurückgezogen. Er hat sich selbst einmal als Autist bezeichnet, weil er nicht gerne Interviews gibt und am liebsten unsichtbar wäre. Damit gehört dieser Künstler zu jenen Menschen, die aus der Zurückgezogenheit ihre besondere Kraft schöpfen.
Wir senden Janosch die herzlichsten Geburtstagsgrüße und wünschen ihm und uns, noch viele Beiträge dieser Art im Frühjahr jedes Jahres veröffentlichen zu dürfen.
Kunsthandel Koenen ART NETWORK, Karolingerstr. 32, 46395 Bocholt
